Kneippheilbad Bad Lauterberg
Wasser. Weisen. Wege.
Eine kurze, hochinteressante Abhandlung zur Geschichte der Stadt Bad Lauterberg als Kneippkurort.
Wie viele Orte im Harz lebte auch Lauterberg vom Köhlern und Bergbau. Als dieser ab Mitte 17.Jahrhundert zurückging, litt die ärmliche Bevölkerung Hunger und Not. Der zugezogene Arzt Dr. Ernst Ritscher wollte Abhilfe schaffen und entwickelte seine Vision von der Kaltwasserheilanstalt Lauterberg, in der man einen erholsamen Gesundheitsurlaub verbringen können sollte. Zu dieser Zeit hörte man nämlich von einem gewissen Vinzenz Prießnitz, der mit seinen Kaltwasseranwendungen Heilerfolge feierte.
Ritscher unternahm die beschwerliche Reise nach Gräfenberg – und wurde von Prießnitz gleich wieder nach Hause geschickt, der Nachahmer nicht dulden wollte. Trotzdem hielt Ritscher an seiner Idee fest, bot doch der Ort Lauterberg mit viel Wald, klarem Wasser und frischer Luft alle Voraussetzungen. Im Sommer 1839 konnte er mit 12 Kurgästen seine Behandlung beginnen – deren Zahl stieg jedoch so schnell an, dass sich die Stadt ab 1906 „Bad“ Lauterberg nennen durfte und die 11. Stelle unter allen Bädern Preußens hielt.
Vom Bergbau zur Kur
Dann kam der Erste Weltkrieg und das Kurwesen brach völlig zusammen. Auch danach ging es nicht weiter: die Gästezimmer waren mit Flüchtlingen gefüllt, das Geld nichts mehr wert, der Hunger groß.
Nun war in Süddeutschland Pfarrer Kneipp aufgestanden und hatte mit seinen Heilmethoden, die auch mit Wasser zu tun hatten, großen Erfolg. In ganz Deutschland schlossen sich die „Kneippianer“ zu Vereinen zusammen, so auch in Bad Lauterberg im Sommer 1924. Anschließend fuhr der Bürgermeister, der Stadtdirektor und ein Arzt nach Bad Wörishofen, um dort die Kneippmethode zu erlernen. Ab 1926 bestimmte das Konzept des Sebastian Kneipp die Kur in Bad Lauterberg und es ging wieder bergauf!
Dann kam der Zweite Weltkrieg und wieder versank die Stadt in Trümmern und Not. Der Wiederanfang nach dem Krieg war sehr schwer. Der Kursaal vom englischen Militär besetzt und der Kurpark völlig verwüstet! Der Generalsekretär des Kneippbundes, Josef Lutz, der nach Bad Lauterberg geflüchtet war, starb, aber vorher erreichte er noch, dass Bad Lauterberg am 12.10.1949 vom Bäderverband zum Kneipp-Heilbad erklärt wurde. Das war eine große Leistung, denn eigentlich wollte Bad Wörishofen kein weiteres Kneipp-Heilbad neben sich.
Kriege und Teilung
Große Schwierigkeiten machte auch die neue Grenze, die sich durchs Land zog und den Harz teilte. Die meisten früheren Gäste stammten aus Mittel- und Ostdeutschland; jetzt musste man um ganz neue Gäste kämpfen. Mit der staatlichen Anerkennung 1968 kam ein richtiger Aufschwung mit neuen Kliniken, Vertragshäusern, Gesundheitsschulen. Bad Lauterberg wurde das Bad Wörishofen des Nordens!
Und dann kam ein neuer gewaltiger Dämpfer: 3 Gesundheitsreformen mit dem sogenannten Kostendämpfungsgesetz führten dazu, dass die Kuren, die früher 95% der Übernachtungszahlen ausgemacht hatten, erst auf 15% und dann sogar auf 7% zusammenschrumpften. Dank der herrlichen Lage, der guten Infrastruktur und mit Mut und Geschäftssinn gelang es, den „Wander- und Wellnesstourismus“ auszubauen und die Übernachtungszahlen wieder anzuheben.
Trotzdem verdankt die Stadt Bad Lauterberg ihr gutes Standing heutzutage zum großen Teil Sebastian Kneipp und seinem weitsichtigen naturheilkundlichen Vermächtnis .
Im Sommer 2014 feierte die Stadt Bad Lauterberg ihr 175stes Badejubiläum. Und wir vom Vitalium Dr. von Plachy immer mitten drin!